Ziegelhaus 2021 I

D er uralte Fertigungsablauf ist im Prinzip bis heute gleich geblieben. Der Keramiker bereitet den Ton auf, macht ihn mit Wasser formbar, formt ihn zu Ziegeln und brennt ihn im Feuer. Nach wie vor ist jeder Ziegel natürlichen Ursprungs. Nach wie vor spielen Erde, Wasser, Luft und Feuer die Hauptrolle. Daran hat auch die moderne Technik nichts geändert. Für die charakteristischen Farben des gebrannten Tons ist seine mineralische Zusammensetzung ausschlag­ gebend. Kein Tonvorkommen ist so wie das andere. Sogar innerhalb eines Tonlagers treten unterschiedliche Schichtungen auf, wie sie sich in Millionen von Jahren entwickelt haben. Wussten Sie, dass es zum Beispiel Tone gibt, die im Feuer weiß brennen? Wir achten sehr auf schonenden Tonabbau, rekultivieren die Lagerstätten, lassen neue Biotope entstehen. Unsere Produkte haben praktisch eine unbegrenzte Lebens­ dauer. Alte Mauerziegel und Pflasterklinker sind begehrte Liebhaberstücke, wie man oft an sorgfältig restaurierten Bauten und liebevoll angelegten Wegen und Flächen sehen kann. Nach dem Abbau wandert der Rohstoff ins so genannte Sumpfhaus, von wo er über Förder- bänder seine Reise durch die Produktion an- tritt. Im Brand erhält der Ziegel seine Farbe. ARCHITEKTUR BEGINNT, WENN ZWEI BACKSTEINE SORGFÄLTIG ZUSAMMENGESETZT WERDEN.“ Ludwig Mies van der Rohe HISTORIE Klinker und Ziegel aus Ton: der älteste Baustoff der Welt? Seit vielen Jahrtausenden nutzen Menschen den Rohstoff Ton, um daraus Ziegel, Gefäße und Figuren herzustellen. Die Erkenntnis, dass Tonziegel durch Brennen härter und haltbarer werden, ist mehr als 5.000 Jahre alt. Nach Deutschland kam die Technik des Ziegelbrennens vermut- lich durch die Römer, deren Wort „tegula“ (für Dachziegel) auch die Wurzel unseres heutigen Begriffs Ziegel ist. Pflaster- und Mauerklinker sind so beständig, dass wir noch viele Zeugnisse früherer Klinker- und Ziegel-Baukunst kennen, die z.T. mehrere tausend Jahre zurückreichen. Vom Rohstoff zum Klinker Nach der Förderung wird der Ton zerkleinert, aufbereitet und im so genannten Sumpfhaus eingelagert. Danach erhält er durch die Strang-, Handform- oder Wasserstrichpresse seine Form. Anschließend kann die Oberfläche der Rohlinge durch Textu- ren, Tonschlämmen oder Granulate veredelt werden. Auf großen Gestellen laufen die Steine zunächst in die Trockenkammer, wo sie bei Tempera- turen bis zu 100°C einen Großteil ihrer Feuchtigkeit verlieren. Die trockenen, ungebrannten Klinker werden anschließend auf Ofenwagen gestapelt und in den über 1.100°C heißen Tunnelofen gefahren. Hier findet durch die so genannte Sinte- rung die chemische Umwandlung der körnigen Tonmasse zum festen Scherben statt: Nach ca. 72 Stunden verlässt der Stein den Ofen als echter Röben-Klinker! 7

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