Kleiner Kreis Chronik 2020
61 Das cramer ampts mahl 1973-2019 Stadt Oldenburg um die Wende des 16./17. Jahrhunderts, von dem Sie schon aus der Ihnen übersandten „urkhundt“ das Wesentliche er- fahren haben. [...] Der Ihnen so nun schon bekannten Entstehungsgeschichte des cra- mer amptes zu Oldenburg lassen Sie mich noch einiges hinzufügen, über das der Chronist berichtet. Die Gründung des cramer ampts hängt eng mit der Entstehungsgeschichte der Zünfte zusammen, von denen wir in Oldenburg erst verhältnismäßig spät hören. [...] Von ei- ner Kramer- – also Kaufmannszunft – hören wir [...] erstmals aus Protokollen über die Verhandlungen zwischen dem Oldenburger Grafen und dem Rat, beginnend am 17.1.1575. Bürgermeister und Rat schrieben damals an den Grafen, daß – ich zitiere: „sie um ge- meinen Besten Willen, damit niemand in seinem Erwerb beeinträch- tigt werde, den Kramern ein Amt nach den Bremer Kramerrollen ge- geben hätten, gleich wie auch ihre Vorfahren alles Ämter in der Stadt gestiftet, und sie hoffen, damit nicht zuviel getan zu haben.“ Gerade eben das aber meinte der Graf, der das Recht der Ämtergründung in seiner Hauptstadt für sich selbst in Anspruch nahm. [...] Auffällig ist, daß die Handelsgilden, die sonst in den anderen Städ- ten zu den ältesten Zünften gehörten, in Oldenburg erst in der zwei- ten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnt werden, wie die Schiffergil- de im Jahre 1574 und das cramer ampt, dessen Wiederkehr wir heute feiern, sogar rechtswirksam erst im Jahre 1599. Das hängt si- cherlich damit zusammen, daß der wirkliche Landhandel vor allem in den Händen der großen Rivalen Bremen, Osnabrück und Müns ter war. Und die Möglichkeit, sich am Seehandel zu beteiligen, er- hielt Oldenburg erst viel später, als seine Gegner die Huntemündung freigaben. [Leicht verändert:] Die Amtsbriefe der Bäcker, Schmiede, Schuhmacher, Schlachter und Gewandschneider zeugen von der Selbständigkeit, die die städtischen Organe damals in Anspruch nah- men. [Original:] Als aber gegen Ausgang des Mittelalters im ganzen übrigen Deutschland das Bestreben der Territorialfürsten nach Aus- breitung ihrer Macht einsetzte, versuchte verständlicherweise auch der Oldenburgische Graf, seiner Stadt ein Recht nach dem anderen zu entziehen. Dazu heißt es in der Chronik: „Die eben erst im An- fange der siebziger Jahre (also 1570er Jahre) vom Rat vorgenomme- ne Privilegierung eines cramer amptes bietet ihm günstige Gelegen- Das lautstärkste und meistbenutzte Kommunikationsmittel des cramer am pts mahles. Der „schaffer“ des Kleinen Kreises führt mit respekterfüllenden Hammerschlägen durch die Veran staltung.
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