Kleiner Kreis Chronik 2020

17 Wirtschaftliche Vereinigung Oldenburg – Der Kleine Kreis e.V. beides gehabt: Die informative und weltanschauliche Auseinander- setzung mit einem speziellen Thema – und den gemeinschaftlichen, aber keineswegs übertriebenen geselligen Rahmen, der einem kom- munikativen Disput über das Gesehene und Gehörte Raum zu geben vermochte. Vielleicht liegt auch hierin das Geheimnis der durchgän- gigen Beliebtheit der Veranstaltungen von 1951 bis heute. Zum Bei- spiel die sehr früh eingeführten Sommerfeste, die noch bis in die achtziger Jahre hinein stattfanden. Nach Art einer Studienreise wur- de hier ein sommerlicher Ausflug veranstaltet, bei dem oft Betriebs- besichtigungen und kulturelle Ziele auf dem Plan standen. Die Fa- milien der Mitglieder waren dabei ausdrücklich mit eingeladen, so dass sich im Laufe der Jahre auch der eine oder andere private Kon- takt entwickeln konnte. Oder die gediegenen Winterfeste, besser „Festliche Abende im Winter“, traditionell veranstaltet mit Show- und Tanzprogramm, aber auch einem – meist kulturellen – Vortrag. Als im Jahr 1971 ei- ne Gästeumfrage veranstaltet wird, die eruieren soll, ob das Fest künftig mit oder ohne Vortrag stattfinden soll, finden sich nur zehn Gegner einer Rede, allen anderen ist Tanz und Menü allein zu wenig. Und wer sagt, dass Vorträge langweilig sein müssen? Selbst Kuriosi- täten finden sich nicht selten: 1980 tritt Franz Alt nicht nur als Red- ner über „China nach Mao – Als Fernsehreporter im Reich der Mit- te“ vor dem Essen auf, sondern nach dem Menü gleich noch einmal – als Zauberer! Mit durchschlagendem Erfolg, urteilt man nach dem Dankesbrief des Kleinen Kreises, der Alt für den Fall der vorzeitigen Beendigung seiner Fernsehkarriere einen problemlosen Neuanfang im Varietégeschäft prophezeit. Was fehlt? Natürlich. Das im Jahr 1973 feierlich eingeführte und zum ersten Mal abgehaltene „cramer ampts mahl“, die Wiederauf- nahme einer heute vierhundertjährigen Tradition der kaufmänni- schen Zunft Oldenburgs. Es passt zur unbeirrten Gradlinigkeit des Kleinen Kreises – und vielleicht besonders zu der des damaligen Vor- sitzenden Heinz Thümmler und des Geschäftsführers Dr. August- Wilhelm Müller –, gerade zu Zeiten, in denen Traditionen so sehr in Frage gestellt wurden, sich auf das Althergebrachte zu besinnen. Und dabei so modern zu bleiben! Das „cramer ampts mahl“ ist in seiner heute fast fünfzigjährigen, das Überkommene in Ehren haltenden „Wir brauchen ein neues Klima in unserer Gesellschaft. Ein Kli­ ma, das Forschung und Tech­ nologie nicht in erster Linie als Risiko, sondern als Chance be­ greift. Wir brauchen eine In­ dustrie, die intensiv neue Dienstleistungsprodukte entwi­ ckelt. Und wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die die Rah­ menbedingungen zur Standort­ sicherung gewährleistet.“ Matthias Wissmann, Schloss­ abend 1.12.1995 Franz Josef Strauß – damals Finanzmi- nister einer großen Koalition aus CDU/ CSU und SPD – als Gast beim Kleinen Kreis.

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