Kleiner Kreis Chronik 2020

142 Chronik 1951 – 2019 Marktwirtschaft aktuell 2002 bis 2019 D ie Idee zur Veranstaltungsreihe „Marktwirtschaft aktuell“ ba- siert auf der Erkenntnis, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland von der Weiterentwicklung unserer markwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung abhängt. Die „Soziale Marktwirtschaft“, so wie Ludwig Erhard sie erdacht hat, ist Grund- lage unseres Wohlstandes. Für sie muss geworben werden. Über sie muss diskutiert werden. Wirtschaftsminister Ludwig Erhard musste sich 1948 gegen den herrschenden Konsens stemmen, der Staatsunternehmen guthieß, staatliche Subventionen verteidigte und Elemente einer Planwirt- schaft für wünschenswert hielt. Den Deutschen war die Marktwirt- schaft suspekt. Selbst Konrad Adenauer tendierte zu einer katho- lisch-interventionistischen Sozialpolitik. Kein Wunder, dass Ludwig Erhard über seine Amtszeit sagte: „Ich habe als Bundesminister 80 Prozent meiner Kraft dazu verwendet, gegen Unfug anzukämpfen.“ Die politische Landschaft spiegelt im Jahr 2016 in einem gewissen Sinne die aus Erhards Zeiten wider: Rufe nach einem starken Staat, der Sozialstandards garantieren und bestehende Armut bekämpfen soll, werden quer durch alle politischen Parteien laut. Vielen Deut- schen ist die soziale Marktwirtschaft suspekt. „Wurde Erhard von den Deutschen jemals verstanden?“, fragt sich Alfred C. Mierzejewski, Professor für deutsche Geschichte an der University of North Texas, in einem Beitrag für die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. Er schreibt: „In vielerlei Hinsicht scheinen die Deutschen, im Vergleich beispielsweise mit den US-Amerikanern, den freien Markt niemals wirklich mit Chancen verbunden zu haben, sondern vielmehr mit Ungleichheiten und Risiken. Wenn soziale Konflikte entstehen, wird dem Kapitalismus die Schuld gegeben. Die

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