Kleiner Kreis Chronik 2020

14 Chronik 1951 – 2019 dem diente er „dem Interesse des gemeinsamen Wohls und der För- derung der heimischen Wirtschaft“. Begonnen hatte alles Ende 1950. Am 15. Dezember trafen sich auf Einladung von Herrn Dr. Kurt Jahncke, „einen kleinen Kreis von ol- denburgischen Wirtschaftlern [...] für besondere Aufgaben zusam- menzuführen“, über zwanzig Herren führender oldenburgischer Un- ternehmen in den Räumen des Hotels Hassenbürger, um „imHinblick auf die gegenwärtige politische, wirtschafts- und sozialpolitische Si- tuation“ die Idee der Vereinigung auf den Weg zu bringen und sich „in einer Aussprache über die weitere Aufgabenstellung des Kleinen Kreises schlüssig [zu] werden“. Die Räume des Hotels Hassenbürger waren dabei als Örtlichkeit einer „zweckentsprechenden Geselligkeit“ hervorragend geeignet, so die Einladung, „zumal sie an diesem Tage nur dem Kleinen Kreis zur Verfügung stehen. Warmes Abendessen kann dort zwar nicht einge- nommen werden, aber es wird dort für ein kaltes Buffet und eine gu- te Auswahl an Getränken gesorgt sein.“ Auf der Sitzung selbst wurde festgestellt, dass es einem „allgemei- nen Bedürfnis“ entspräche, einen „Zusammenschluß führender oldenburgischer Wirtschaftler zur Durchführung wirtschafts­ politischer Aufgaben“ herbeizuführen, besondere Beschlüsse – „ins- besondere im Hinblick auf die Organisationsform und die eigentli- che Aufgabenstellung des Kleinen Kreises“ – wurden aber noch nicht gefasst. Stattdessen wurde eine neue Sitzung für den 19. Januar 1951 anberaumt, die alle offenen Fragen klären und einen erweiterten Kreis potenzieller Mitglieder einschließen sollte. Die Anwesenheits- liste dieses ersten Treffens weist zwanzig handgeschriebene Einträge auf. Die gedruckte Einladungsliste enthält Zusagen von 24 Firmen, von A.E.G. über die Norddeutschen Seekabelwerke und Carl Wil- helm Meyer bis zur Maschinenfabrik Weyhausen, mit insgesamt 27 Repräsentanten. „Und vergessen wir nicht, daß in 50 Jahren die Bevöl­ kerung Westeuropas nur noch zwischen 3 und 4 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen wird und Westeuropa damit – wenn solange überhaupt alles gut geht – zu einer winzigen Insel hohen Wohlstands inmit­ ten einer Welt großer Armut geworden sein wird – und dies auch bei erfolgreichen Ent­ wicklungsbemühungen in der dritten Welt. Und glauben Sie mir, dann werden die hier im Wohlstand lebenden Menschen ständig von der Angst erfüllt sein, in den Strudel des Chaos herabgezogen zu werden.“ Eduard Pestel, Schlossabend 5.12.1980

RkJQdWJsaXNoZXIy NTk0MTAy