Kleiner Kreis Chronik 2020
11 Wirtschaftliche Vereinigung Oldenburg – Der Kleine Kreis e.V. im großen Land Niedersachsen nicht verhindern. Als dem Land im März 1946 von der britischen Besatzungsregierung seine „frühere staatliche Selbständigkeit mit eigener Landesverfassung, eigenem Parlament und eigener Landesregierung“ zurückgegeben wurde, war es nur noch ein halbes Jahr bis zur Gründung des „Neuen Landes Niedersachsen“, in dem die früheren Länder Oldenburg, Hannover, Braunschweig und Schaumburg-Lippe aufgingen. Die Folgen des Krieges Auch wenn das Oldenburger Land und Oldenburg selbst – im Ge- gensatz beispielsweise zum Marinestützpunkt Wilhelmshaven oder dem Kreis Friesoythe – mit relativ wenig zerstörten Gebäuden gut davongekommen waren, die Folgen des Krieges prägten den Olden- burger Alltag. Auch die Demontage von insgesamt dreizehn Betrie- ben im Oldenburger Verwaltungsbezirk bedeutete eine schwere Be- lastung. Nach dem großen Aufruf des Ministerpräsidenten Theodor Tant- zen-Heering zum demokratischen Neuanfang im Juni 1945 konnte dieser auch politisch erfolgen, doch erst die Währungsreform 1948 schaffte die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Neubeginn. Eine schwere Aufgabe: Der Wiederaufbau verlangte außergewöhnli- che Anstrengungen, denn Oldenburg musste zudem überdurch- schnittlich viele Flüchtlinge aufnehmen. Zwar waren die Bomben- schäden an Wohnraum in Oldenburg vergleichsweise gering, aber gerade deshalb fanden von Kriegsende bis 1950 insgesamt 200.000 Menschen in Not nach Oldenburg. In den schlimmsten Zeiten um 1950 mussten sich durchschnittlich sechs Menschen eine Wohnung teilen – ein um vieles höherer Wert als in den meisten anderen Ge- bieten Deutschlands. Auch von „Wiederaufbau“ im wirtschaftlichen Sinne konnte in Oldenburg nur zum Teil die Rede sein. In der Regi- on hatte es schon vor und während des Krieges keine allzu bedeu- tenden Industrieansiedlungen gegeben. Das kaufmännische Gewer- be und die Verwaltung waren Oldenburgs Domänen. Die lange Residenztradition hatte die Stadt nachhaltig geprägt. „Dem Unternehmer als Gruppe fehlt der gemeinsame soziale Habitus, die gemeinsamen Bil dungsvoraussetzungen, die so ziale Kommunikation und – was gesellschaftlich am wich tigsten ist – die Solidarität, die zwar immer wieder gefordert wird, aber nur ausnahmsweise und immer nur für eine kurze Frist zu erreichen ist und auch dann meist nur in der Nega tion.“ Alwin Münchmeyer, Schlos sabend 12.12.1974
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